Dunkler Tropfe – Gedenkfeier zu den Novemberpogromen

VIVA LA CLASSICA!, das Theater Nestroyhof Hamakom und das Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) laden Sie sehr herzlich zum Besuch unserer Gedenkfeier am Donnerstag, dem 9. November 2023 ein!

Ehrenschutz
Bartłomiej Rosik // Generalkonsul der Botschaft der Republik Polen in Wien 
Dr. Michael Ludwig // Bürgermeister der Stadt Wien

Der 9. November 1938 markiert einen der dunkelsten Tage der europäischen Geschichte. Zum 85. Jahrestag der Novemberpogrome wird der jüdischen Opfer gedacht. An diesem Tag wurde das Tor von Auschwitz aufgestoßen, so Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern.

Begrüßung
Mag. Christoph Zich, Bezirksvorsteher-Stellvertreter des Bezirkes Leopoldstadt
Dr. Gerhard Schmid, Gemeinderat und Landtagsabgeordneter der Stadt Wien

Einführung
Dr. Jochen Böhler, Direktor des Wiener Wiesenthal Instituts für Holocaust-Studien (VWI)

Musikalisches Rahmenprogramm: Verfemte KomponistInnen
Die Grausamkeit im Dritten Reich hatte viele Gesichter. Eines davon war das komplette Aufführungsverbot der Werke von KomponistInnen – sei es aufgrund ihrer Herkunft, Gesinnung oder sexuellen Orientierung. Um ihre Kunst abzuwerten, wurde diese mit dem Begriff „entartet“ belegt.

Einigen verfolgten KünstlerInnen gelang es ins Exil zu fliehen, wo sie ihre künstlerische Arbeit fortsetzten. Anderen war dies nicht vergönnt, sie fielen der nationalsozialistischen Verfolgung zum Opfer. Ihre Musik, die teilweise nach wie vor unbekannt ist, wollen wir dem Publikum näherbringen. Wir haben besonderen Wert daraufgelegt, auch Kompositionen von Frauen ins Programm zu nehmen, die zu dieser Zeit doppelt diskriminiert wurden.

Das titelgebende Lied Dunkler Tropfe von Paul Hindemith stammt aus dem 1917–1919 komponierten Liederzyklus MELANCHOLIE, op. 13. In diesen auf Morgenstern-Gedichten basierenden Liedern manifestiert sich Hindemiths früher expressionistischer Stil, wegen dem er von den Nazis verfolgt wurde. „Dunkler Tropfe“ ist ein Trauermarsch.

Das Programm umfasst Werke von Henriëtte Bosmans, Vítězslava Kaprálová, Rosy Wertheim, Victor Ullmann, Simon Laks, Franz Waxman, Erich Zeisl sowie Paul Hindemith und Erich Wolfgang Korngold. Ihre Kompositionen sind unter seelisch schwierigen Umständen auf der Flucht, in der Haft oder im Exil entstanden, Sehnsucht und Melancholie, auch mit einem nostalgischen Blick zurück nach dem „verlorenen“ Europa, ihrer Heimat, haben sie dabei begleitet.

Ergänzt wird das Programm mit zwei zeitgenössischen Kompositionen junger Komponisten zum Thema: Ein Trio für Klavier, Violine und Cello – „Hommage à Alban Berg“ – von Jerzy Fryderyk Wojciechowski sowie eine eigens von Adrian Gaspar für uns arrangierte Version der Arie „Suno“ aus der Oper „Rromano Kidipe“.

Julitta Dominika Walder – Sopran
Mateusz Kasprzak-Łabudziński – Violine
Nadja Stiegler – Cello 
Maria Kasznia – Klavier

Eintritt: € 24,-/€ 15,- (ermäßigt)
Tickets: www.hamakom.at

Adresse: Theater Nestroyhof Hamakom, Nestroyplatz 1, 1020 Wien

Anfahrt: U1, Station Nestroyplatz – Fußweg 5 Minuten.

„Es waren dunkle Zeiten“ von Dr. Robert Streibel
„Die dunklen Zeiten sind gefährlich. Auch heute noch. Wie oft werden sie zitiert in Reden und Aufsätzen, es hat etwas Märchenhaftes und Gruseliges. Wer fürchtet sich nicht in der Dunkelheit. Wer nicht Nationalsozialismus sagen will, der spricht von den dunklen Zeiten. Die Zeiten waren mörderisch, sie waren grausam, sie waren fürchterlich, das alles ist mehr als dunkel. Die Dunkelheit hat auch ein gutes, in der Dunkelheit sieht man weder Opfer noch Täter. Wird vielleicht deshalb so oft über die dunklen Zeiten gesprochen, wenn der größte Massenmord gemeint ist? Eines muss immer klar sein. Der Nationalsozialismus war sicherlich kein Stromausfall.“

Dauer des Programmes: ca. 1,5 Stunden ohne Pause 
Änderungen vorbehalten

Gedenkfeier: 9. November 2023, 19:30 Uhr