
Dienstag, 29. April // 19 Uhr // Lazaristenkirche
In Kooperation mit Lazaristenkirche

Das Konzertprogramm besteht u.a. aus Werken von Arno Nadel, Komponist, Philosoph, Musikwissenschaftler, Lehrer, Organist, Grafiker, Musikdirektor der Berliner Synagogen, gestorben in Auschwitz, David Eisenstadt, legendärer Chorleiter der Großen Synagoge in Warschau, ermordet in Treblinka, Heinrich Schalit, geboren und ausgebildet in Wien, Musikdirektor der Großen Synagoge in München, 1933 nach Rom, England und schließlich in die USA emigriert und Salomon Jadassohn, dessen Werke vom Naziregime verboten wurden und dessen Werke ein sehr gutes Beispiel für das verlorene jüdische Erbe sind.
Darüberhinaus kommt es zu einer Uraufführung eines Werkes der zeitgenössischen polnischen Künstlerin Aleksandra Chmielewska, die ein Werk für Orgel komponiert hat, das auf einer alten Kaddisch-Melodie basiert.
Orgel in der Synagoge
In der jüdischen Kultur hat die Orgel eine jahrhundertealte Geschichte. In der hebräischen Bibel wird die ugavviermal erwähnt – in Genesis 4, 21 – und zweimal in Hiob 21, 12; 30, 31 sowie in Psalm 150, 4. Ab dem 13. Jahrhundert finden sich in vielen Bibelhandschriften Zeichnungen, die König David beim Orgelspiel zeigen und ihn als „den Organisten“ bezeichnen.
Das bedeutendste Kapitel in der Geschichte der Orgel in Synagogen beginnt mit der Haskala, der „jüdischen Aufklärung“. Die erste Synagoge mit einer Orgel war die Synagoge einer Schule für Kinder aus armen jüdischen Familien in Seesen (Westfalen). Die Einweihung dieser Synagoge am 17. Juli 1810 ist das erste dokumentierte Ereignis, bei dem eine Orgel in einer Synagoge in Deutschland erklang – „etwas bislang nicht Dagewesenes“. Im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert wurden in den größten Synagogen der Welt Orgeln installiert, und die darauf gespielte Musik war in der Reformbewegung ein fester Bestandteil der Liturgie.
Jakub Stefek ist auf dem Gebiet der jüdischen Orgelmusik tätig. Im Februar 2018 nahm er an dem ersten Konzert in der Nachkriegsgeschichte der Warschauer Synagogen teil, bei dem Orgelwerke in der Nożyk-Synagoge aufgeführt wurden. Im selben Jahr initiierte er das jährliche Festival „Jüdische Musiktage in Szczecin“. Seit 2020 arbeitet er kontinuierlich mit der Jüdischen Gemeinde Berlin als Organist der Synagoge Pestalozzistraße zusammen, der einzigen Synagoge in Deutschland, die die musikalische Tradition des Reformjudentums aus dem 19. Jahrhundert bis heute fortführt. Dank seiner Arbeit wurden Orgelwerke vieler jüdischer Komponisten zum ersten Mal nach dem Krieg in Polen aufgeführt.
Ort: Lazaristenkirche, Kaiserstraße 7, 1070 Wien